Trocken, lieblich oder feinherb? Weiß, rot oder gar orange? Stahltank, Holzfass oder gar Barrique? Kork, Drehverschluss oder gar Glasstöpsel? Mit Reinzuchthefe oder ein Sponti? Riesling oder Neuzüchtung? Qualitätspyramide nach Terroir oder Mostgewicht? Beständig neue Trends, die häufig an alte Traditionen anknüpfen. Wichtig dabei die Medien: Zeitschriften, Blogs. Podcasts, Krimis, Sendungen in Fernsehen und Radio – überall geht es um die neuesten Trends in Sachen Wein.
Ein Kenner dieser Szene ist Werner Eckert, Umweltredakteur und Weinfachmann des SWR.
Im Gespräch mit ihm wird Kalle Grundmann diesen „Markt“ beleuchten und hinterfragen. Passend zu den Themen des Gespräches werden sechs Weine verkostet.
Apollofalter, Smaragdeidechse, Zippammer, Französischer Ahorn, Fetthenne, Perlgras und viele andere Tiere und Pflanzen sind in den Steillagen an Rhein und Mosel zuhause. Die Steillage – insbesondere in Form des Terrassenweinbaus - ist häufig ein „Hotspot“ der biologischen Vielfalt. Jedoch muss der Winzer bedeutend mehr Arbeit aufwenden, um Weine aus der Steillage zu gewinnen. Höhere Preise sind am Markt aber oft nur schwer durchsetzbar.
Über dieses Spannungsfeld zwischen ökologischem Nutzen und ökonomischen Notwendigkeiten spricht Kalle Grundmann mit Thomas Ibald. Er ist hauptamtlich als Ausbildungsberater für den Beruf "Winzer" bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz tätig und gleichzeitig kontrolliert ökologisch wirtschaftender Steillagenwinzer in Hatzenport an der Mosel.
Im Leben von Marx hat der Wein immer eine wichtige Rolle gespielt. Die Familie selbst besaß einige Weinberge. Sein Abitur gemacht hat er am heutigen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, das schon damals über ein eigenes Weingut verfügte. Als Redakteur der liberalen Rheinischen Zeitung in Köln (1842-43) setzte er sich für die notleidenden Moselwinzer ein. Für Marx ein Schlüsselerlebnis, das sein weiteres Denken und Wirken stark beeinflusste.
Über all dies und auch über den Inhalt der Weinkisten, die Friedrich Engels, der Freund und Unterstützer von Karl Marx, ihm im Londoner Exil hat zukommen lassen, redet Kalle Grundmann an diesem Abend mit Jens Baumeister, Kunsthistoriker, Weindozent und Autor des Buches: „Wie der Wein Karl Marx zum Kommunisten machte – Ein Philosoph als Streiter für die Moselwinzer.“ Passend zum Thema werden einige Flaschen Moselwein verkostet.
„Tradition Raiffeisen – Wirtschaft neu denken.“ So der Titel der Sonderausstellung des Landesmuseums Koblenz zum 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Er ist einer der Väter der modernen Genossenschaftsidee, die 2016 von der UNESCO in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Rund 1 Milliarde Mitglieder sind heute weltweit in Genossenschaften zusammengeschlossen.
Viele davon auch in Winzergenossenschaften. Mit Matthias Baltes, dem Geschäftsführer der ältesten Deutschen Winzergenossenschaft, der WG Mayschoss-Altenahr, spricht Kalle Grundmann über die Geschichte, die Gegenwart und auch die Zukunft der Winzergenossenschaften, die in Deutschland rund ein Drittel der Weinbaufläche bewirtschaften. Genossenschaftliche Weine aus verschiedenen deutschen Weinanbaugebieten werden verkostet.
August Horch ist wohl der berühmteste Winninger. Er entstammt einer alten Winzer- und Schmiedefamilie und wurde zu einem der wichtigsten deutschen Autokonstrukteure des 20. Jahrhunderts. Mit ihm werden nicht nur die legendären Autos verbunden, die seinen Namen tragen, sondern auch die Marken Audi und Auto Union.
August Horch ist Ehrenbürger von Winningen. Seit 1999 küren die Winninger einen Wein zur August-Horch-Edition, dem besten trockenen Riesling des Jahres aus Winningen. Über August Horch, den Winninger Wein und die August Horch Edition spricht Kalle Grundmann mit Heike Müller (Enkelin von A. Horch) und Lothar Kröber (Vinothek im Winninger Spital). Natürlich stehen Winninger Weine auf dem Programm.
Unter einem „PIWI“ versteht man eine pilzwiderstandsfähige Rebsorte. Es gibt in den letzten Jahren viele Neuzüchtungen mit dem gemeinsamen Vorteil der PIWIs: Die Reben müssen nicht so oft gespritzt werden und dadurch wird die Umwelt weniger belastet.
Im Gespräch mit Prof. Dr. Ernst Rühl will Kalle Grundmann den Fragen nachgehen:
Welche PIWIs gibt es? Wie werden sie gezüchtet? Warum setzen sie sich am Markt (noch) nicht durch? Prof. Rühl leitet das Institut für Rebenzüchtung an der Hochschule Geisenheim.
Die Klimaveränderung lässt unser heimisches Klima wärmer werden. Dadurch enthalten die Trauben mehr Zucker und damit werden die Weine alkoholreicher. Traditionell sind aber unsere heimischen Weine, insbesondere an der Mosel, wegen ihrer Leichtigkeit bekannt und auch beliebt. Was tun? Kann man trotz Klimaveränderung leichtere Weine produzieren? Und wenn ja wie? Und wie verhält sich der Konsument? Gibt es einen Trend zu leichteren Weinen?
Um diese Fragen geht es im Gespräch zwischen Kalle Grundmann und Prof. Dr. Monika Christmann. Sie leitet das Institut für Oenologie an der Hochschule in Geisenheim und ist die Präsidentin der internationalen Organisation Rebe und Wein (OIV: Organisation Internationale de la Vigne et du Vin).
Gespräch mit Florian Weingart (Spay). Er ist zweifelsohne ein Querdenker im Deutschen Weinbau: Florian Weingart aus Spay. Nicht nur dass er – ganz gegen den Trend - die Anbaufläche seines Betriebes verkleinert hat, sondern er beschäftigt sich auch mit der selten gestellten Frage der Ethik des Weines. Dabei ist für ihn Anarchie, der Begriff der Nicht-Herrschaft, zu einem zentralen Wort geworden. Weingart: „Anarchismus bedeutet Demut des Menschen gegenüber den Dingen, die größer sind als er. Vordergründig mag es als Widerspruch erscheinen, dass das vom Menschen geschaffene Kulturgut Wein anarchistisch sein soll, sich also dem Verfügungsrecht des Menschen, seinem freien Gestaltungswillen entzieht. Aber das Kulturgut Wein ist so viel größer als ein Mensch oder als der gegenwärtige Mensch.“ Für Weingart besteht das Geheimnis des Weines in seiner Natürlichkeit und Individualität. „Und dieses Geheimnis ist anarchistisch, denn es entsteht nur, weil wir Menschen den Wein nicht „machen“, frei gestalten oder entwerfen können, sondern nur teilhaben an einem Prozess, der weit größer ist als wir selbst.“
Um die Konsequenzen einer solchen Haltung gegenüber dem Wein geht es im Gespräch mit Kalle Grundmann. Wie muss dann die Produktion aussehen? Die Vermarktung? Der Konsum? Die Weinkultur? Und kann man die Anarchie des Weines auch schmecken?
Gespräch mit Dr. Rudolf Nickenig (Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes)
Die einfache Frage: Wer oder was ist eigentlich der Mittelrhein? Ist gar nicht so leicht zu beantworten. Geografen, Winzer und Politiker beantworten diese Frage unterschiedlich. Und schaut man in die Geschichte, so finden sich verschiedene Bezeichnungen für dieses Teilstück des Rheines. Auch die Aussagen zu dem Wein, der dort wächst, sind recht unterschiedlich.
Ein profunder Kenner dieser Geschichte ist Rudolf Nickenig. Er ist Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes und „echter“ Mittelrheiner. Geboren und aufgewachsen in Boppard, wohnhaft in Remagen, arbeitet er in Bonn. In seinem Buch „Vom harten Hengst zum feurigen Riesling“ beleuchtet er die Fragen: Welchen Ursprung hat die Weinkultur am Mittelrhein? Wann war die Blütezeit?
Gespräch mit Bernhard Praß, 1. Vorsitzender der Mittelrhein Riesling Charta
Vorbild für die Mittelrhein Riesling Charta ist die vor dreißig Jahren ins Leben gerufene Vereinigung Vinea Wachau Nobilis Districtus, kurz Vinea Wachau. Die Parallelen zwischen der Wachau und dem Mittelrhein sind offensichtlich: Beide Weinanbaugebiete sind Flusstäler, UNESCO-Welterbe und bergen das Potential für großartige Rieslinge. Gegründet wurde die Vinea Wachau in einer Situation, in der es um das Image des österreichischen Weines nicht zum Besten bestellt war. Heute ist die Wachau mit ihren drei Weinkategorien eine hochangesehene Weinbauregion und Marke mit Weltruf.
„Handstreich, Federspiel und Meisterstück“ so heißen die drei Profilweine der Mittelrhein Riesling Charta. Welche Geschmacksrichtungen sich dahinter verbergen, welche Winzer mitmachen und welche Kriterien sie erfüllen müssen, darüber spricht Kalle Grundmann mit Bernhard Praß, der 1. Vorsitzenden der Mittelrhein Riesling Charta.
Gespräch mit Thorsten Melsheimer, Biowinzer aus Reil / Mosel
Rund 7,5 % der deutschen Rebfläche wird mittlerweile ökologisch bewirtschaftet. An der Mosel, dem Steillagenweinbau Gebiet Deutschlands, sind es aber nur rund 2 %. Einer, der dort schon seit 1997 biologisch arbeitet, ist Thorsten Melsheimer aus dem gleichnamigen Riesling-Weingut in Reil. Aber nicht nur im Weinberg achtet er auf den Gleichklang mit der Natur, auch im Keller setzt er auf schonenden Ausbau und vor allem auf viel Zeit. Seinem „Lentum“ aus dem Jahr 2011 hat er 34 Monate Gärzeit gegeben. Der „Vade retro“ ist ein „Vin naturel“ - nicht filtriert, nicht gepumpt und ohne Zusatz von Schwefel. Auch baut er seine Weine weiterhin im traditionellen Mosel-Holzfass, dem Fuder, aus.
Über seine Weine, seine Weinphilosophie und die Frage, was bedeutet eigentlich „Bio“ im Weinbau konkret, geht es im Gespräch zwischen Kalle Grundmann und Thorsten Melsheimer.
Passend zur neuen Verbandsgemeinde Rhein-Mosel geht es um den Vergleich von Weinen vom Mittelrhein und der Terrassenmosel. Wo liegen die Unterschiede? Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Hat der Moselwein wirklich immer mehr Säure? Über diese und andere Fragen spreche ich mit zwei Winzern aus der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel: Matthias Müller aus Spay und Andreas von Canal aus Winningen.
Es geht um den Steillagenweinbau am Mittelrhein. Ich habe Gipfelstürmer zu Gast. „Die Gipfelstürmer“ ist eine Initiative von vier jungen Winzern vom Mäuseturm bis zum Drachenfels. Ihre Mission: „Steillagen retten, verlorenes Terroir zurückholen, Rekultivieren alter Lagen, höchste Qualität.“ Um die Arbeit dieser jungen Winzer, ihre Zukunftsvorstellungen und vor allem um ihren Wein geht es an diesem Abend.
„GenussKultur – Essen in und aus Rheinland-Pfalz“. Was in dieser Ausstellung im Haus des Genusses in Kooperation mit Slow Food Deutschland e.V.für das Essen zutrifft, gilt ebenso für das Trinken – speziell auch für das Getränk Wein. Hier gibt es ebenfalls ‚fast’ und ‚slow’, schnell und langsam erzeugte Weine. Den fast schon industriell erzeugten Massenweinen mit Einheitsgeschmack stehen regional-spezifische, individuell schmeckende Weine gegenüber.
An drei Abenden spreche ich mit Weinfachleuten, die auch im Weinbau die Anliegen von Slow Food vertreten.
Gesprächspartner: Andreas Barth (Weingut Lubentiushof)
„Weine aus wilden Hefen“ werden unter Weinkennern gerne „Spontis“ genannt. Spontis, weil spontan vergoren. Dem Most werden keine Reinzuchthefen zugesetzt, sondern der Wein gärt allein durch die eigenen „wilden“ Hefen. Diese bringen die Trauben vom Weinberg mit und bei alten Gärkellern sind sie auch in der vorhandenen Kellerflora zu finden. Diese Art der Gärung braucht häufig länger, ist nicht so berechenbar und herauskommen oft „individuellere“ Weine.
Andreas Barth ist ein Fan dieser Spontanvergärung. Alle Weine seines eigenen Weinguts Lubentiushof / Niederfell sind Spontis. Auch auf dem Weingut Othegraven / Kanzem an der Saar (Eigentümer ist Günther Jauch), für das Andreas Barth als Geschäftsführer und Kellermeister tätig ist, praktiziert er ausschließlich die Spontanvergärung. Der Weinjournalist Carsten Henn zu Andreas Barth: „Günther Jauchs bester Mann und wahrscheinlich der langsamste Winzer Deutschlands. Seine Weine sind kein Slow Food, sie sind Super Slow Food. Statt der üblichen 18 bis 30 Tage praktiziert er Gärzeiten von 150 bis 250 Tagen: “Von daher versteht es sich von selbst, dass das Weingut Lubentiushof Mitglied von Slow Food ist und Susanne Barth ehrenamtlich im Convivium Rhein-Mosel von Slow Food mitarbeitet.
Gesprächspartner: Achim Ziss (Initiator des Frühburgunder Forums Ahr)
Der Blaue Frühburgunder ist wählerisch: Zu heiß darf es ihm nicht werden, ideal also für das Weingebiet Ahr. Dort war er noch Anfang des 20. Jahrhunderts eine der hauptsächlich angebauten Traubensorten. Doch die starke Verrieselungsneigung, die geringen Erträge der kleinen Trauben und Viren in den alten Klonen führten dazu, dass er in den 1960er Jahren mit einem Bestand von 15 Hektar fast ausgestorben war. Seit 2005 gehört der Frühburgunder von der Ahr als regionaltypische Kulturpflanze zu den Passagieren der Arche des Geschmacks von Slow Food. Durch die Aufnahme in die "Arche des Geschmacks" ist die Nachfrage gestiegen, der Frühburgunder-Bestand überschreitet inzwischen an der Ahr 35 ha und wird weiter angebaut.
Achim Ziss, Mitglied bei Slow Food seit 1999, war lange Jahre Leiter des Conviviums Bonn. Das Slow Food Convivium Bonn ist gemeinsam mit der Forschungsanstalt Geisenheim und einigen Partnern von der Ahr Initiator des Frühburgunder Forums, das seit 2007 alle zwei Jahre im Weingut Kloster Marienthal stattfindet. Bis zu 20 Weingüter und Genossenschaften nehmen an dieser spannenden Präsentation teil. Begleitet wird diese Veranstaltung von Fachbeiträgen u.a. von der Forschungsanstalt Geisenheim, Vertretern des Gesprächskreises Ahr oder anderen Gastrednern. In diesem Jahr findet das Frühburgunder Forum am 13. April statt. Zum ersten Mal in Trägerschaft der „Ahr-Wein e.V.“, wobei Achim Ziss im Auftrage von Slow Food als ideeller Träger weiterhin diese Veranstaltung begleitet.
Gesprächspartnerin: Ulrike Böcking (Mitbegründerin des "Klitzekleinen Rings")
Der Klitzekleine Ring ist ein Zusammenschluss von zehn Weingütern in der Umgebung von Traben-Trarbach. Sie verbindet die Liebe zum Weinmachen ebenso wie der Wunsch, die Kultur der Region für nachfolgende Generationen zu bewahren. Dazu gehört die Rettung und Pflege wertvoller Steil- und Steilstlagen an der Mosel. Gemeinschaftlich bearbeiten sie in mühevoller Handarbeit Lagen, die ohne ihr Engagement nicht mehr bewirtschaftet würden. Den dort gewonnen Wein nennen sie programmatisch: "Bergrettung".
Ulrike Böcking ist Mitglied im Slow Food Convivium Mosel und von Anfang an Mitglied des Klitzekleinen Rings. Sie leitete von 1992 bis 2009 das Weingut Richard Böcking in Traben-Trarbach. In dieser Zeit initiierte sie das Projekt Rebstockpatenschaften im Trarbacher Ungsberg für die Mitglieder von Slow Food.